Herr Pörzel moderiert

Manchmal denke ich in meinem Alter ist es doch völlig vertane Zeit sich noch fort oder weiterzubilden. Diese Zeit könnte ich doch weitaus besser in meiner Hängematte nutzen.

Andererseits, wer weiß wie lange ich noch lebe - bei weiteren 20 Jahren macht es durchaus Sinn noch etwas an sich zu feilen.

Kurzum besuchte ich in der vergangenen Woche eine ganztägige Fortbildung zum Thema Moderation auf großen Bühnen.

Die Referentin war eine angesagte Moderatorin eines bekannten Fernsehsenders  und im Gegensatz zu mir absoluter Vollprofi.

In netter Runde ging es straff durch den Vormittag, das Catering war hevorragend und ich aß mich durch diverse Schnittchen und Kekse.

 Dabei blieb es allerdings nicht, es sollte praktisch gearbeitet werden.

Jeder Teilnehmer sollte sich eine kleine Geschichte mit persönlichem Bezug ausdenken und diese auf der Bühne präsentieren.

Ich preschte voraus, das mache ich immer so......den Ersten kann man nicht mit den anderen vergleiche.....das ist der entscheidende Vorteil

Ich fing an etwas über meinen Lieblingsurlaubsort zu erzählen, die Themenwahl war der erste Fehler.

Denn spreche ich über Beckenried, finde ich leider kein Ende mehr.

Thematisch sprang ich hin und her, von Kindheit im Laufstall auf der Wiese zu meinem Lieblingsplatz am See, der Fahrt über den Gotthardpass und und und.

Ich redete mich ziemlich in Rage, gestikulierte auch wild, fing schlussendlich an ein Alphorn "nachzusingen" und die wunderschöne Melodie vom Beckenriedtrailer zu intonieren.

Die Handbewegungen der Referentin nahm ich irgendwie nicht zur Kenntnis......kurz gesagt wurde ich dann von der Bühne geschubst....

Die Manöverkritik fiel für mich vernichtend aus.....zu lang, zu lebendig usw.

Im darauf folgenden Teil lernten wir die ideale Haltung des Moderators auf der Bühne.

Leicht in den Knien, die Beine hüftbreit auseinander, die Arme adrett angewinkelt im 45 Grad ? Winkel ....oder waren es 90 Grad ?

Egal, dann der würdevolle Gang zur Bühne, zur Seite lächelnd....atmen nicht vergessen und und und....

Mir rauchte der Kopf, mittlerweile war es im Seminarraum auch unerträglich heiß......aber das neue Wissen sollte ja nun umgesetzt werden.

Spontan fragte ich mich wie ich noch sprechen sollte wenn dermaßen viele Dinge beachtet werden mussten.

Irgendwelche Winkel, Karten in der Hand halten , atmen, auf den Punkt kommen......nett lächeln.....sehr schwierig.

Und mal ganz ehrlich unter uns gesagt.....wollte ich überhaupt so umauthentisch rüberkommen....

Wieder meldete ich mich als Erster, schon der Gang auf die Bühne misslang völlig.....ich wurde zurück geschickt und sollte erneut starten.

Mir platzte der Kragen, " Das bin doch gar nicht ich", rief ich beherzt in die Runde

"Dann zeigen sie mal wer sie sind Herr Pörzel" sagte die Referentin.

Und dann ging es leider wieder los, ich habe es immer wieder.

Ich muss etwas machen von dem ich schon weiß das es mehr als seltsam ist.....kann aber diese Lawine nicht bremsen.

Ich zog Schuhe und Strümpfe aus, rannte auf die Bühne und  schrie es mir aus der Seele heraus was mich bewegte :-)))

Alle waren fassungslos, die Referentin fragte mich entsetzt ob ich nicht an mir arbeiten wolle....."Nein" , sagte ich nahm meine Schuhe und verließ den Saal.

Kurz vor der Tür drehte ich mich nochmal um " Was glauben sie wen von den Seminarteilnehmern sie noch länger in Erinnerung behalten werden ?"  So viel zu meiner Bühnenpräsenz 

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